Internationale Tagung an der Universität Münster:„Klusivität beim Pronomengebrauch – Sprachvergleichende Perspektiven“

Am 20. und 21. November 2025 fand am Institut für Germanistik der Uni­versität Münster eine internationale Tagung zum Thema „Klusivität beim Pronomen­gebrauch – Sprach­ver­gleich­­ende Per­spektiven“ statt. Die Veranstaltung wurde im Rahmen der DFG-For­schungs­gruppe „Praktiken der Personenreferenz: Personal-, Inde­fi­nit- und Demonstrativpronomen im Gebrauch“ von den ProjektleiterInnen Prof. Dr. Susanne Günthner (Universität Münster), Prof. Dr. Wolfgang Imo (Uni­ver­sität Hamburg) und Dr. Irina Mostovaia (Uni­ver­sität Hamburg) (Teilprojekt 5) durchgeführt.

Im Zentrum der Tagung stand das Konzept der Klusivität (Clusivity), das in der Forschung bislang zwei Lesarten umfasst: Zum einen bezeichnet Klusivität die grammatisch kodierte Inklusivität und Exklusivität durch sprachliche Formen (z.B. in- und exklusiven Gebrauchsweisen des Pronomens wir im Deutschen oder kita versus kami als in- versus exklusives „wir“ im Malaiischen). Zum anderen wird Klusivität als pragmatisches Phänomen verstanden, das beleuchtet, wie sprachliche Mittel (z.B. Formen der Personenreferenz) zur Konstitution von Gruppen und Zugehörigkeiten, aber auch zur Marginalisierung von Personen sowie zur Etablierung oder Ablehnung sozialer Normen eingesetzt werden.

Die Tagung richtete den Blick insbesondere auf den Gebrauch von Pronomen in Zusam­menhang mit Personenreferenzen. Vor dem Hintergrund des Klusivitätskonzepts wurde diskutiert, wie unterschiedliche Pronomen in verwandten wie auch nicht-verwandten Sprachen genutzt werden, um Inklusion und Exklusion sprachlich herzustellen. Dabei standen neben dem Pronomen der ersten Person Plural auch allquantifizierende Pronomen (alle/jede:r) sowie generische Verwendungen der ersten und zweiten Person Singular im Fokus. Ziel war es, einen präzisen, empirisch fassbaren Klusivitätsbegriff zu entwickeln, anhand dessen in- und exklusive Gebrauchsweisen von Pronomen in sehr unterschiedlichen Sprachen beschrieben werden können.

Die Vorträge zeichneten sich durch eine stark sprachvergleichende Per­spektive aus. Neben dem Deutschen wurden unter an­derem Koreanisch, Italien­isch, Ungarisch, Persisch, Fran­zösisch, Spanisch sowie west­aus­tronesische Sprachen in den Blick genommen. Trotz dieser Bandbreite unterschiedlicher Sprachen und deren Charakteristika zeigten sich dennoch zahlreiche Überlappungen in den Strategien, Personen zu in- und exkludieren: So kann etwa im Italienischen, einer sogenannten „pro-drop“-Sprache, in der das Pronomen nicht zwingend realisiert werden muss (wie auch im Spanischen, Koreanischen und Ungarischen), allein die Realisierung des Pronomens zur Etablierung eines Kontrasts genutzt werden. Im Deutschen können SprecherInnen dazu das Pronomen akzentuieren.

Über alle Vorträge hinweg wurde immer wieder deutlich, wie kontextkontingent die jeweiligen Interpretationen bezüglich der Frage „wer ist gemeint?“ sind und wie stark soziokulturelle beziehungsweise pragmatische Aspekte den Gebrauch und die jeweiligen Inferenzen prägen.

Analysiert wurden vielfältige Kommunikationssituationen – von informellen Interaktionen, über Arzt-Patienten-Interaktionen bis zu Lehr-Lern-Kontexten im DaFZ-Unterricht. Im Anschluss an die Präsentationen bot sich Raum für Diskussionen, in denen die Teilnehmenden die vorgestellten Befunde intensiv debattierten und weiterdachten.

Jule Bücher & Dominic Hendricks

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Forschungsgruppe Pronomen - Teilprojekt 1